Digitale Demokratie

Meine Stimme zählt

Mitentscheiden, Recht einfordern, sich schlau machen. Immer mehr Menschen machen sich im Netz stark für ihre politischen Ziele. Mit Erfolg.

Inhalt

  1. Gesetze für das Netz

    Das hast du jetzt davon

    Von wegen, im Europaparlament kümmern sie sich nur um krumme Gurken. Fünf Gesetze aus Europa und was du davon hast.

  2. Eine Mords-Geschichte

    Alles begann mit blutigen Auseinander­setzungen um Macht und Vorherr­schaft. Und eigentlich wäre die Demokratie schon vor langer Zeit ausgestorben. Wäre da nicht...

  3. Demokratie Reloaded

    Immer mehr Menschen beteiligen sich im Netz an demokratischen Prozessen. Doch Fake News, Bots und Filterblasen können uns schnell in die Irre führen. Digitale Demokratie – was sie dir bringt, und was du wissen musst.

Gesetze für das Netz

Das hast du jetzt davon

Von wegen, im Europaparlament kümmern sie sich nur um krumme Gurken. Fünf Gesetze aus Europa und was du davon hast.

Alle Waffen, die aus Europa expor­tiert werden, müs­sen zwei Zenti­meter Krüm­mung je zehn Zenti­meter Lauf aufweisen. Eine groß­artige Idee für den Frieden auf der Welt – die Idee stammt vom Europa­parlament­arier Martin Sonne­born, der eine ent­sprech­ende Forderung im Europa­par­lament vorlegte. Ein Scherz? Leider ja – wer nicht Bescheid weiß – Martin Sonne­born vertritt die Satire-Partei „Die PAR­TEI”, die sich 2014 einen Sitz im Euro­pa-Parlament erstritten hat. Sein Antrag blieb erfolglos, wie auch sein Versuch, die ab­ge­schaff­te Gur­ken­krüm­mungs­ver­ordnung wieder einzuführen.

Doch im Europa­parla­ment macht man sich nicht nur Gedanken über krumme Gurken und Waffen. Vielmehr ent­ste­hen unzählige Gesetze, die dir un­mit­tel­bar von großem Nutzen sind. Wir stel­len fünf beachtliche Gesetze vor.

1Gekauft ist gekauft. Oder nicht.

Online-Shopping ist nicht nur praktisch und einfach, dank EU genießt du als Käufer darüber hinaus europaweit viele Rechte, die den Online-Einkauf über die 28 Mitglied­staaten hinweg sicherer machen. Zum Beispiel hast du ein Recht darauf, deine Bestellung innerhalb von 30 Tagen zu erhalten, ansonsten darfst du die Bestellung stornieren. Du hast die Ware erhalten, aber sie gefällt dir nicht? Kein Problem: 14 Tage lang kannst du die Ware zurück­zu­geben, und zwar ganz ohne eine Begründung. Sollte die Ware gefallen, aber nicht richtig funktionieren, kannst du eine Reparatur oder einen Ersatz fordern. Sollte das auch nicht klappen, kannst du einen Preis­nach­lass fordern, oder die Ware zurück­geben. Mindestens zwei Jahre hast du Garantie auf alle Waren. Händler müssen außerdem allen Menschen in den unter­schied­lichen EU-Ländern Waren und Dienst­leistungen zum gleichen Preis anbieten.

2Hass ist keine Meinung.

Hass im Netz kann jeden treffen. Fast alle 14- bis 24-Jährigen in Deutschland sind laut einer repräsen­tativen Umfrage der Landes­anstalt für Medien Nordrhein-Westfalen im Internet schon einmal auf Hass­kommen­tare gestoßen. Laut einer Umfrage des Europarats sind Lesben, Schwule, Bi-, Trans-, und Intersexuelle am häufigsten von Hass-Bot­schaften betroffen, aber auch Muslime und Menschen, die sich für eine dieser Gruppen einsetzen. Die europäische Union macht sich stark gegen Hetze im Internet und hat sich mit Instagram, Facebook, Youtube und einigen weiteren sozialen Plattformen auf einen EU-Verhaltens­kodex geeinigt, der 2016 eingeführt wurde. „Du Opfer“ und ähnliche Beleidigungen, aber vor allem auch rassis­tische und fremden­feindliche Kommentare sollen durch die Platt­form-Betreiber schnellst­möglich gelöscht werden. Der Verhaltens­kodex zeigt Wirkung: 89 Prozent der gemeldeten Kommen­tare werden inzwischen geprüft und 72 Prozent der als illegale Hetze eingestuft Kommen­tare wurden gelöscht, wie die vierte Bewegung des EU-Verhaltens­kodex zeigt.

3Keine digitale Sklaverei

Immer mehr Menschen begeben sich per Click oder App in Lohn und Brot. Sie schreiben Texte, recherchieren im Netz, sie fahren Essen für Liefer­dienste aus – was auch immer die Auftraggeber gerade benötigen. Diese Mircojobs in der soge­nannten Gig-Economy dauern teilweise nur wenige Minuten, wie zum Beispiel das Recherchieren einer Adresse im Netz. Job­börsen für solche Click­worker sprießen wie Pilze aus dem Boden. Die Digita­li­sierung bringt Bedarf und Angebot schnell und praktisch zusammen, alle profi­tieren. Oder doch nicht? Die EU-Kommission befürchtet laut Welt eine Ausbeutung der Click­worker oder sogar eine Form von digitaler Sklaverei. Enrique Calvet Chambón, Bericht­erstatter im EU-Parlament, sieht die Entwicklung laut Welt kritisch. Wenn ein Liefer­dienst etwa behaupte, mit einem Rad­boten kein echtes Arbeits­verhältnis zu haben, dann sei das weder wahr noch fair. Die EU will nun Regeln festlegen, ab wann Click­working zu einem echten Arbeits­verhältnis zählt und ab wann Arbeit­nehmer entsprechend soziale Rechte des Arbeits­schutzes genießen. So will die EU zum Beispiel einführen, dass die Platt­formen nicht einfach Microjobs spontan und ohne Bezahlung absagen können, und Click­workern eine bessere Lebens­planung ermöglichen, indem die tägliche Mindest­arbeits­zeit im Voraus festgelegt wird. Sozial­kommissarin Marianne Thyssen von der EU-Kommission resümiert „Die heutige Wirtschaft benötigt flexiblere Arbeits­verträge, aber Flexi­bilität muss mit minimalem Schutz kombiniert werden“.

4Vernetzt sicherer auf der Straße

Fälle, wie der Berliner Ku’damm-Raser, machen deutlich: Immer noch sterben viel zu viele Menschen auf Europas Straßen durch Verkehrs-Rowdies oder schlicht mensch­liches Versagen. Das Europa­parla­ment will unsere Straßen sicherer machen und hat beschlossen, dass vernetzte smarte Systeme ab 2024 in Neu­fahr­zeugen ver­pflichtend sind. Zum Beispiel sollen Autos dann erkennen, ob der Fahrer Alkohol getrunken hat, und dann den Motor abstellen. Auch wenn der Fahrer zu schnell fährt erkennt dies das Auto und warnt den Fahrer. Reduziert dieser die Geschwindig­keit nicht, drosselt das Auto selbst­ständig das Tempo. Der europäische Verkehrs­sicher­heits­rat bezeichnet diese Ent­schei­dung als wichtigsten Meilen­stein in der Geschichte der Verkehrs­sicher­heit nach Einführung des Anschnallgurtes.

5EU Datenschutz-Grundverordnung

Das klingt sperrig, ist aber eine echte Innovation für den Schutz deiner Daten: Informa­tionen dürfen nur über dich erhoben oder gar an Dritte weiter­ge­ge­ben werden, wenn du zustimmst. Wenn du wissen willst, was Unter­nehmen über dich gespeichert haben, müssen sie dir das sagen – und alles löschen, wenn du das wünschst.

Die Geschichte der Demokratie

Eine
Mords-Geschichte

Eine Mords-Geschichte

Alles begann mit blutigen Auseinandersetzungen um Macht und Vorherrschaft. Und eigentlich wäre die Demokratie schon vor langer Zeit ausgestorben. Wäre da nicht...

Am Anfang war ein blut­rünstiger Mord. Zumindest die Athener im 5. Jahr­hun­dert vor Christus sahen im Mord des Tyrannen Hipparchos 514 v. Chr. den entscheidenden Wende­punkt zur Demo­kratie. Sie feierten die Mörder als Befreier und stellten ihnen zu Ehren ein Denkmal im Zentrum von Athen auf. Welchen Ein­fluss der Mord auf die Ent­wick­lung der Athener Demo­kra­tie tatsächlich hatte, lässt sich heute nicht mehr fest­stellen. In Wirklichkeit hat sich die Demo­kratie sehr langsam entwickelt.

Die Herrschaft des Volkes in Athen beruhte auf der Beteiligung aller männlichen Bürger, ob reich oder arm. Frauen, Sklaven und Fremde waren jedoch aus­geschlossen. Fast 200 Jahre hielt die Demokratie. Dann fielen die Makedonier in Athen ein und nahm­en den Athenern die Bürgerrechte. Das wäre fast das Ende der Demokratie gewesen, wäre da nicht ...

  • Unruhen

    594/593 v. Chr. – Die Kluft zwischen Arm und Reich ist sehr groß. Es kommt zu Unruhen. Der athenische Staatsmann und Lyriker Solon wird in das höchste Amt gewählt. Er soll die innere Ruhe wieder­her­stellen. Er befreit die Armen von ihren Schulden und damit aus der Knechtschaft der Adeligen. Alle freien (männlichen) Bürger dürfen an der Volks­ver­sammlung teilnehmen und wählen. Als Gegengewicht zur reinen Adels­vertretung richtet Solon den Rat der 400 und ein Volksgericht ein. Die Rechte der Bürger, zum Beispiel ein politisches Amt übernehmen zu können, sind jedoch an die Zugehörigkeit zu den vier Vermögens­klassen gekoppelt. Damit behält der Adel weitgehende Einfluss­möglichkeiten. Solon verfasst Gesetze für viele Lebens­bereiche und lässt diese aufschreiben.

  • Unterdrückung

    546/545 v. Chr. – Eine neue Periode der Tyrannen­herr­schaft unter Peisistratos bricht an. 514 v. Chr. wird sein Sohn Hipparchos während eines Festzuges ermordet. Sein Bruder Hippias verschärfte danach seine Herr­schaft und wird 510 v. Chr. gezwungen ins Exil zu gehen.

  • Reformen

    508/507 v. Chr. – Mit seinen Ideen für grundlegende Reformen kann Kleisthenes viele Athen­er für sich gewinnen und wird von ihnen bevollmächtigt, diese Reformen umzusetzen. Er führt eine Neu­organi­sation durch, ermöglicht so den Bürgern mehr politische Mitsprache und schwächt den Einfluss des Adels. Er gründet den Rat der 500, der das mächtigste politische Amt darstellt. Die jährliche Rotation der Mitglieder stellt eine möglichst hohe Beteiligung von Bürgern aus allen Regionen sicher. Die höchsten Staats­ämter bleiben der obersten Gesell­schafts­schicht vorbehalten. Um die Demokratie zu sichern, können jedoch per Volks­abstimmung einzelne Bürger verbannt werden. So soll eine neue Tyrannei verhindern werden.

  • Weiterentwicklung

    462 v. Chr. – Der Areopag (Adelsrat), der vor allem für die Gerichts­barkeit zuständig ist, wird entmachtet und seine Kompetenzen auf den Rat der 500 und die Volks­gerichte verteilt. Die Weiter­entwicklung der Demokratie ist für die nächsten dreißig Jahre vor allem mit Perikles verbunden. Als hervor­ragender Redner wird er über viele Jahre in entscheidende Funktionen gewählt. Er führt Tage­gelder für die Teil­nahme an der Volks­versammlung und Bezahlung für die Über­nahme von Ämtern im Rat oder den Gerichten ein. Diese dienen als Ausgleich für den Verdienst­ausfall und ermöglichen damit auch ärmeren Bürgern, ein Amt zu übernehmen.

Beinahe wäre das Ende der Demokratie besiegelt gewesen. Wäre da nicht...

... Aristoteles gewesen. Nicht, dass er ein Verfechter der Demokratie gewesen wäre, aber er hielt sie in seinen Schriften fest. So ruhte die Idee der Demokratie, während 1900 Jahre lang Kaiser, Könige und Feudal­herren herrschten. In der Neuzeit wurde die Demokratie wieder­entdeckt. Die Philosophen waren sich jedoch alles andere als einig. Jean-Jacques Rousseau war zum Beispiel Verfechter einer direkten Demokratie, wie in Athen. John Locke und Charles Secondat de Montesquieu gehörten zu den geistigen Vätern von Gewalten­teilung und repräsen­tativer Demokratie.

Der große Durchbruch in England

Ein großer Schritt auf dem Weg zur Demo­kratie gelang 1689 den Bürgern Englands, die dem König die „Bill of Rights“ abrangen. Darin wurden Rechte des Parla­ments gegenüber dem König festgelegt und zum ersten Mal unver­äu­ßer­liche Bürger­rechte benannt. Der Funke sprang auch in andere Länder über, zum Beispiel nach Frankreich und Deutsch­land und äußerte sich in den Revolutionen des 18. und 19. Jahr­hunderts. Prägend waren die Ent­wick­lungen in England auch für die Demo­kratie­ent­wicklung in den USA. Etwa 100 Jahre nach der Ver­ab­schie­dung der „Bill of Rights“ wurde mit der Gründung der Ver­einigten Staaten von Amerika die erste re­präsen­ta­tive, gewalten­teilige Demo­kratie geboren.

Das all­ge­mei­ne Wahlrecht für Männer wurde in Ländern wie den USA, Frankreich oder der Schweiz Mitte des 19. Jahr­hunderts ein­ge­führt. Sehr viel länger dauerte es, bis auch Frauen das Wahlrecht erhielten. Wirklich durch­setzen konnte sich die Demokratie aber erst nach dem zweiten Weltkrieg, also erst 2500 Jahre nach ihrer ur­sprüng­lichen Erfindung und Geburt in Athen.

Wie das Internet die Demokratie verändert

In modernen Demokratien wählen wir Reprä­sent­anten, die in unserem Auftrag regieren und über Gesetze beraten und abstimmen (Repräsent­ative Demo­kratie). Mit dem Einzug der digitalen Demo­kratie im Informations­zeit­alter könnte sich der Kreis wieder zur direkten Demokratie schließen. Denn das Netz bietet neue Möglich­keiten, die Demo­kratie weiter­zu­entwickeln und mitzugestalten.

Das Konzept der „Liquid Democracy“ etwa schlägt vor, dass du wahlweise über Gesetze direkt online abstimmst, oder dass du deine Stimme einem von dir gewählten Vertreter leihst – zum Beispiel einem Politiker deines Vertrauens oder einem Freund. Dabei kannst du jederzeit frei wählen, wann du selbst abstimmst und wann du deine Stimme welchem Vertreter gibst. Ob ein solches Konzept praxistauglich ist, muss in Frage gestellt werden. Aber solche Überlegungen zeigen, das Netz könnte mehr Mit­bestimmung ermöglichen und uns der direkten Demokratie wieder näherbringen: wie sich damals die Athener auf den Hügeln vor Athen versam­melten, um über Gesetze zu entscheiden, versammeln wir uns im Netz – nur virtuell. Voraus­setzung wäre, dass eine breite Öffent­lichkeit sich aktiv an politischen Ent­schei­dungen beteiligt. Doch digitale Demokratie bedeutet noch viel mehr. Mehr dazu im Beitrag Demokratie reloaded.

Mehr SonneGlyphosat adePlastiktüten wegSteuern runterTempolimit auf 130
Digitale Demokratie

Demokratie Reloaded

Immer mehr Menschen beteiligen sich im Netz an demo­kratischen Prozessen. Doch Fake News, Bots und Filter­blasen können uns schnell in die Irre führen. Digitale Demokratie – was sie dir bringt, und was du wissen musst.

Das Bienensterben stoppen, ein Tempo­limit von 130 auf deut­schen Autobahnen ein­führen, den geplanten Online­filter ver­hindern – immer mehr Menschen machen sich im Netz für ihre Wünsche stark. Politik wirksam mit­gestalten - auf dem Sofa zuhause, an der Bus­halte­stelle oder vom Kranken­bett aus - das Internet macht’s möglich. Digitale Demokratie erlaubt neue Formen der Teilhabe und Mitbestimmung.

Gleichzeitig sind im Internet Kräfte am Werk, die der Demo­kratie schaden wollen. Popu­listen wollen uns mit Fake-News und Hass-Kommen­taren manipu­lieren. Daten­kraken durch­leuchten uns und nutzen das gewon­ne­ne Wissen, um uns zu beein­flussen. Filter­blasen verengen unser Blickfeld und wirken so - bewusst oder unbewusst – auf unsere politische Meinungs­bildung. Wie können wir die Vorzüge der digitalen Demokratie nutzen und gleich­zeitig die Risiken minimieren?

Stell dir vor es ist Wahl, und alle gehen hin

Meine Stimme zählt! Dieser Meinung waren offensichtlich 1972 die meisten Deutschen – über 91 Prozent gaben ihre Stimme bei den Bundes­tags­wahlen ab. Danach ging es jedoch mit dem Interesse an der Demokratie konti­nu­ier­lich bergab. Bei den letzten Wahlen 2017 lag die Wahl­beteili­gung bei 76,2 Prozent. Schlimmer noch ist es bei den Europa­wahlen. Während 1979 noch 63 Prozent ihr Wahlrecht nutzten, nahmen 2014 gerade mal 43,1 Prozent der Europäer ihre Chance wahr, ihre Vertreter im Europaparlament zu wählen.

Warum sind wir es müde, uns an Wahlen zu beteiligen? „Die da oben machen ja eh, was sie wollen”, sagen die einen. „Ich weiß nicht, wen ich wählen soll“ die anderen, lehnen sich zurück und geben ihre Macht ab!

Doch mit der digitalen Demokratie könnte sich der Trend wenden. Die „Gras­wurzel-Bewegung“ ist zum neuen Schlagwort avanciert: Immer mehr Menschen erklicken sich das Gefühl zurück, Politik und ihr Leben wirksam mit­be­stimmen zu können, zum Beispiel in Online‑Petitionen.

40% der Deutschen machen laut Bertels­mann-Stiftung bereits bei E-Petitionen mit oder sind daran interessiert. „Unsere Ozeane sind keine Müllkippe“ mit diesen Worten unter­stützt zum Beispiel der User Tobias Kremkau eine Online-Petition an Kanzlerin Merkel und setzt sich für ein Verbot von Einweg­ver­packungen ein. Dazu nutzt er die Beteili­gungs­platt­form change.org einer nicht-staatlichen Organisation oder auch Tools wie openpetition und Avaaz. Daneben stellt er auf Abge­ordneten­watch direkt Fragen an zuständige Abgeordnete im Landtag.

Einen Schritt weiter geht Estland, wo die Menschen online das Parlament wählen können. Damit ist Estland weltweit das erste und noch einzige Land, das E-Voting ein­ge­führt hat. Nach der Einführung 2003 stieg die Wahl­beteili­gung von 58,2 auf 63,1 Prozent in 2019 – jeder Vierte nutzte die Möglichkeit, online zu wählen. Die neuen digitalen Betei­li­gungs­platt­formen scheinen den Nerv der Zeit zu treffen. Digitale Demo­kra­tie könnte also die Beteiligung und damit den Fort­bestand unserer Demokratie stärken.

Von klein auf kämpfen wir dafür, selbst über unser Leben zu entscheiden. Das sollten wir als Erwachsene nicht aufgeben. Demokratie und Freiheit sind keine Selbst­verständ­lich­keit. Ein Blick in die Geschichte und über unseren Tellerrand hinaus macht deutlich, was jede und jeder Einzelne von uns riskiert, wenn wir es wenigen überlassen, über uns zu be­stim­men. „Die Herrschaft des Volkes“ funktioniert bekanntlich nur, wenn das Volk auch mit­macht. Was mancher vergisst, auch wer nicht zur Wahl geht - wählt! Denn er überlässt es anderen, über seine Rechte zu ent­scheiden. Wenn sich die politische Mitte zurück­lehnt, gewinnen die Stimmen der Radikalen an Gewicht und unsere Demokratie gerät in Gefahr. Der aktuelle Ruck in Europa nach rechts sollte uns wach machen.

So gestaltest du mit!

Filterblasen. Oder: Opa hat immer gesagt, lies zwei Zeitungen

Wenn du nicht weißt, was eine Filterblase ist, ist die Wahrschein­lich­keit hoch, dass du in einer drin steckst. Und das ist nicht gut. Was genau ist eine Filterblase? Ein Beispiel: Sucht ein BWL-Student auf Google nach Infor­ma­tio­nen zum Klima­schutz, erhält er höchst­wahr­schein­lich ganz andere Such­ergebnisse, als der Anwalt, der dieselbe Such­anfrage in sein neuestes iPhone getippt hat. Eines ist jedoch beiden gemeinsam – sie sehen wenig Über­raschendes. Denn Google zeigt dir immer genau das, was zu deinem bisherigem Surf­verhalten passt. Ähnlich ist es in sozialen Netz­werken: Wenn du dein Profil mit Alter, Geschlecht etc. erstellt hast, Inhalte von Gruppen likest, oder anderen folgst, werden dir bald nur noch Informationen an­ge­zeigt, die dazu passen. Und wenn soziale Netzwerke deine Haupt­infor­mations­quellen sind, entsteht der Eindruck, dass es keine anderen Sicht­weisen gibt - dein Horizont wird immer enger.

Die Beeinflussung durch die Filter­blasen ist vor allem deswegen so gefährlich, weil sie so effektiv ist. Denn mit jedem Klick im Netz hinter­lässt du digitale Spur­en, die dich durch­schau­barer und dadurch leicht­er manipu­lier­bar machen. Mehr dazu im Beitrag „Cache me if you can”. Doch wie kommst du nun aus deiner Filter­blase raus? Das erfährst du in der Infobox weiter unten.

So kommst du aus deiner Filterblase raus

Alternative Fakten. Oder: Der Stammtisch geht online

Was früher der Stammtisch war, sind heute Face­book, Twitter und Konsorten. An der Bus­halte­stelle, der Schlange an der Super­markt­kasse, ja sogar in den ersten Minuten nach dem Aufwachen besuchen wir den digitalen Stamm­tisch, um zu checken, was abgeht, und um uns mit unseren Freunden ver­bun­den zu fühlen. Und genauso wie der Stamm­tisch schon immer zu unserer Meinungs­bildung bei­ge­tra­gen hat, so tut es der „digitale Stamm­tisch“ heute. Dabei war der Stammtisch früher wie heute auch ein Marktplatz „alter­nativer Fakten“ - nach dem Motto, je markiger der Spruch, desto mehr wird mir zugehört. Fake News sind also keine Erfindung des Internets.















Allerdings haben wir uns früher am Stamm­tisch noch selbst ausgesucht, mit wem wir uns zusammen­setz­en. Das hat sich im Netz geändert: Gerade zu Wahl­kampf­zeiten setzen sich Populisten und Nation­al­ist­en ungefragt an unseren digitalen Stammtisch und schwa­dro­nieren Halb­wahr­heiten, verbreiten üble Pa­ro­len und dreiste Lügen. Wer nicht aufpasst, glaubt dann zum Beispiel, Hillary Clinton würde von einer Pizzeria aus einen Porno­ring leiten (Quelle). Und schon wurde unsere politische Meinung manipuliert.

Hierzu nutzen die Populisten Bots und Algorithmen wie ein Megaphon, mit dem sie diese Inhalte breitenwirksam und passgenau streuen. Dabei erleichtern ihnen unsere persön­lichen Informa­tionen, die wir beim Surfen im Netz in unserem digitalen Fuß­abdruck hinter­lassen, eine präzise Mani­pu­lation. Beim Besuch des digitalen Stamm­tisches kann dann die Illusion entstehen, dass alle Welt etwa gegen Hillary Clinton ist, nur weil eine Minderheit an Usern – menschliche oder Social Bots – besonders aktiv darüber erzählen. Dieses Phänomen nennt man „Mehr­heits­illusion”. Und das Konzept geht auf: Populisten bestimmen die politische Debatte mit und bringen so unsere Demokratie und Freiheit in Gefahr.

So vermeidest du Spuren im Netz

So schützt du dich vor Fake-News

Aufklärung macht schlau!

Das Internet bringt sowohl enorme Chancen für die Demokratie, als auch Gefahren. Doch wir brauchen keine Angst vor Trollen und Algorithmen zu haben. Die gute Nachricht: Wir können die Risiken minimieren. Der wichtigste Schritt dazu ist eine umfassende Aufklärung. Deshalb verfolgen wir bei der Telekom mit der Plattform „Medien, aber sicher“ das Ziel, Menschen einen kompetenten und sicheren Umgang mit der Digi­ta­li­sierung zu ermög­lichen. Die Initiative „teachtoday“ richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, Eltern und Großeltern und fördert Medien­kompetenz schon im Kindesalter. Wer weiß, wie die digitale Welt funktioniert, und welche Kräfte dort welche Ziele verfolgen, kann sich wirksam schützen und die Chancen des Internet zum Wohle unserer Demokratie und Freiheit nutzen.

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