Handy Aus Affe Tot
Stell dir vor, jemand kommt zu dir nach Hause und reißt alles ab. Mit einer sehr simplen Begründung: er will ein Loch buddeln, mitten im Wohnzimmer.
Abwegiger Gedanke, doch für die vom Aussterben bedrohten Flachland-Gorillas im Kongo ist das seit Jahrzehnten bitterer Ernst. Der Grund dafür ist der explosionsartig gestiegene Bedarf an Smartphones und Laptops. Denn für die Hochleistungskondensatoren in unseren Geräten braucht es Tantal. Das ist ein selten vorkommendes Schwermetall, das aus Coltan-Erz gewonnen wird, einem Rohstoff, der hauptsächlich im Kongo vorkommt. Und zwar just unter den zentralafrikanischen Regenwäldern, in denen die Flachlandgorillas leben.
Weil jedoch immer mehr von diesem Rohstoff benötigt wird, muss immer weiter gegraben werden, die Minen fressen sich buchstäblich durch die Regenwälder. Wirtschaftlich gesehen rentabel, denn pro Rohstoff-Kilo gibt es bis zu 600 Dollar, so der Spiegel. Doch ökologisch gesehen ist es eine Katastrophe: Die Regenwälder, unter denen die Vorkommen liegen, werden für den Coltan-Abbau abgeholzt, der Lebensraum vieler teils vom Aussterben bedrohter Tiere, wie den Flachlandgorillas zerstört. Die Tiere haben keine Chance umzusiedeln. Ihre Zahl ist in den letzten Jahren dramatisch gesunken. Dabei spielen die hauptsächlich vegetarisch lebenden Tiere als “Samentaxi” eine wichtige Rolle im Ökosystem Urwald. Sie gelten als “Gärtner des Regenwaldes” und unterstützen die Regeneration der Wälder und das Überleben vieler Arten. Mit unserem explodierenden Smartphone- und Laptop-Verbrauch enden sie jedoch immer öfter als “Buschfleisch” für die Minenarbeiter. Die auf den Böden der Wälder lebenden Gorillas werden als leichte Beute von Wilderern getötet und deren Fleisch an die Minenarbeiter verkauft.
So viel Blut klebt an unseren Smartphones
Was die wenigsten wissen: In unseren Smartphones klebt das Blut vieler Afrikaner, sogar Kinder. In den Minen arbeiten arme Menschen für Minimallöhne von ein bis drei Dollar am Tag. Viele zahlen damit Kredite ab, die sie bei Rebellen für die Ernährung ihrer Familien aufnehmen mussten. Schulden, die so hoch sind, dass sie diese nie abbezahlen können. Dabei riskieren sie ihr Leben und ihre Gesundheit: Jedes Jahr werden hunderte Menschen lebendig in ungesicherten einstürzenden Minenschächten begraben oder ersticken an den Abgasen der dieselbetriebenen Wasser-Pumpen, so die Umweltorganisation “Berggorilla und Regenwald Direkthilfe”. 10-15 Prozent ihrer Ernte geben sie als “Steuer” an Rebellen oder die kongolesische Armee ab, die die meisten der unzähligen Minen kontrollieren. Auf den langen Fußwegen zu den Erz-Abgabestellen werden sie dann häufig noch überfallen und ausgeraubt.
Einer Studie der Menschenrechtsorganisation “Enough Project” nach erwirtschaften bewaffnete Milizen im Kongo jährlich bis zu 225 Millionen US-Dollar. Mit dem Geld finanzieren die Rebellen immer neue Waffen und bedrohen damit die Bevölkerung. Man schätzt, dass 50.000 der in den Minen arbeitenden Menschen Kinder sind. Mädchen und Frauen werden häufig zu Prostitution gezwungen, so die Berggorilla und Regenwald Direkthilfe.
Das können wir tun: Schubladen-Handys zurück in den Kreislauf bringen.
Die einzige Rettung: Wir können nachhaltiger mit unseren Geräten umgehen. Wir können unsere Geräte länger nutzen, statt jedes Jahr ein neues Handy oder Laptop zu kaufen. Auch können wir unsere alten Geräte wieder in den Kreislauf zurückgeben. Vor allem sehr alte Handys, von den allein in Deutschlands Schubladen noch immer 200 Millionen Stück schlummern, können wir zum Recycling geben, sodass wertvolle Metalle wie Gold und Silber wiedergewonnen werden können und nicht erneut unter teils grausamen und umweltschädlichen Bedingungen abgebaut werden müssen.
Tantal lässt sich momentan leider nur schwierig aus alten Handys zurückgewinnen. Je mehr Menschen ihr Handy zum Recycling bringen, desto größer wird jedoch der Anreiz, auch diese technisch noch schwierige Herausforderung der Tantal-Rückgewinnung zu meistern. Wer also seine ausgedienten Schubladen-Handys zum Recycling bringt, der tut gleich doppelt Gutes: Für die Regenwälder in Zentralafrika und für das Überleben der Gorillas. In vielen Ländern nimmt die Telekom Ihr Handy im T-Punkt zurück und sorgt für die ordnungsgemäße Wiederaufbereitung und bringt wenn möglich die Geräte in den Kreislauf zurück. Ist das nicht mehr möglich, sorgt die Telekom für ein fachgerechtes Recycling. Als einer unserer engsten Verwandten haben wir die Pflicht, die Gorillas vor dem Aussterben zu bewahren", sagt Philipp Göltenboth von WWF Deutschland.
Ich will mehr
Wenn du sicherstellen willst, dass dein Handy keine Regenwälder platt macht oder Menschen versklavt, dann kaufe dein nächstes Handy am besten gebraucht, zum Beispiel ein wiederaufbereitetes Handy bei der Telekom in Deutschland (Reuse my Mobile). Dadurch werden keine neuen Metalle abgebaut. Sorge dafür, dass dein Smartphone möglichst lange hält. Sorge zum Beispiel dafür, dass dein Akku lange hält, indem du ihn immer zwischen 40 und 80% Ladung hältst. Schütze dein Handy mit einer plastikfreien Handyhülle von agood. Besonders gut hilft dir das Fairphone: Ist z.B. der Akku erschöpft oder das Display kaputt, kannst du ganz einfach und günstig genau diese Teile nachkaufen und ersetzten, und musst nicht gleich das ganze Handy neu kaufen.