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Corporate Responsibility Bericht 2022

Fortschritte bei der Umsetzung der TCFD Empfehlungen

2020 haben wir eine Lückenanalyse durchgeführt, um zu ermitteln, inwieweit unsere Maßnahmen den TCFD img Empfehlungen bereits entsprechen (siehe hier). In verschiedenen Workshops mit Expert*innen aus Technik, Einkauf sowie Strategie und Risikomanagement wurden die wesentlichen klimabezogenen Chancen und Risiken definiert und eine erste Gewichtung vorgenommen. Hierbei haben wir zum einen die Konsequenzen für unsere Geschäftstätigkeit betrachtet, die aus physischen Auswirkungen des fortschreitenden Klimawandels resultieren könnten. Zum anderen haben wir auch die Auswirkungen analysiert, die durch politische, technologische und gesellschaftliche Entwicklungen entstehen könnten, die mit der angestoßenen Transition hin zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft einhergehen können. Im Jahr 2022 wurde die Analyse um eine finanzielle Quantifizierung transitorischer Risiken erweitert.

Ein wesentliches klimabezogenes Risiko stellt der mögliche Ausfall der Netzinfrastruktur durch beschädigte sekundäre Infrastruktur (beispielsweise Stromausfälle) oder durch ausgefallene Kühlgeräte dar. Ein weiteres Risiko besteht in der möglichen Beschädigung oder dem Ausfall des Netzes durch Schäden an der Netzinfrastruktur selbst, die aufgrund von klimatischen Ereignissen oder veränderten klimatischen Bedingungen auftreten können.

Als wesentliche klimabezogene Chancen ermittelten wir hingegen den zunehmenden Einsatz energieeffizienter Technologien (etwa im Netzbetrieb) und die steigende Nachfrage nach klimafreundlichen Produkten und Services.

Im nächsten Schritt haben wir – zunächst exemplarisch – 500 Standorte der Deutschen Telekom in Deutschland in Bezug auf ihre physischen Klimarisiken analysiert. Diese Klimarisikoanalyse wurde anhand der „Climate Change Edition“ der „Location Risk Intelligence“-Software der Rückversicherung Munich Re erstellt. Die Analyse umfasst acht Indizes (siehe Grafik). Die Risikogefährdung für die jeweiligen Standorte betrachten wir in zwei Klimaszenarien des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC): einem Business-as-usual-Szenario (RCP 4.5), bei dem der weltweite Temperaturanstieg bei über zwei Grad liegen wird, und einem Vier-Grad-Szenario (RCP 8.5). Neben den Klimaszenarien beleuchten wir die Risikogefährdung außerdem in verschiedenen Zeiträumen: aktuell, für das Jahr 2050 und für 2100.

Die folgende Grafik zeigt einen vereinfachten Ausschnitt der Ergebnisse: die Risiken für das Jahr 2050 gemäß dem Vier-Grad-Szenario:

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Tropische Zyklone
Wahrscheinliche maximale Intensität von Zyklonen mit einer Überschreitungswahrscheinlichkeit von 10 % in zehn Jahren (entspricht einer Wiederkehrperiode von 100 Jahren).
Anstieg des Meeresspiegels**
Gefahrenzonen abgeleitet aus statistischen Daten zum Meeresspiegelanstieg und Höhendaten für das jeweilige Projektionsjahr und Szenario.
(Wald-)Brandgefahr
Der Index beschreibt aktuelle meteorologische Brandbedingungen auf der Basis von Brandgefahrenmodellen. Diese kombinieren die Entzündungswahrscheinlichkeit, die Geschwindigkeit und Ausbreitungsgeschwindigkeit und -wahrscheinlichkeit sowie die Verfügbarkeit von Brennstoff zu einer kombinierten Metrik. Der Index beinhaltet Informationen über z.B. die Länge der Feuersaison und extreme Feuergefahrentage.
Starkniederschläge
Der Index beschreibt die aktuelle meteorologische Bedrohung durch Starkniederschlag. Die Bedrohung wird abgeleitet aus Informationen über z.B. eintägige Starkniederschlagsereignisse und langanhaltende Niederschlagsereignisse.
Dürrestress
Der Index beschreibt die Veränderung der Wasserbilanz, abgeleitet aus dem modellierten standardisierten Niederschlags-Evapotranspirations-Index (SPEI). Dieser multiskalare Dürre-Index basiert auf klimatischen Daten und wird zur Bestimmung von Dauer, Intensität und Schweregrad von Dürrebedingungen im Vergleich zu normalen Bedingungen (in Referenzperioden) genutzt.
Hitzestress
Der Index beschreibt die aktuelle meteorologische Bedrohung durch Hitze. Die Bedrohung leitet sich aus Informationen über z.B. Hitzewellen, jährliche Maximal Temperatur und Tropennächte ab.
Hochwasser (exkl. Hochwasserschutz)
Von extremen Hochwassern bedrohte Gebiete mit Wiederkehrperioden von 100 oder 500 Jahren. Berücksichtigt keine Deiche.
Hochwasser (inkl. Hochwasserschutz (Deiche))
Von extremen Hochwassern bedrohte Gebiete mit Wiederkehrperioden von 100 oder 500 Jahren. Hochwasserschutz wird berücksichtigt.

Die Ergebnisse der Szenarioanalyse zeigen, dass für den Großteil der deutschen Standorte nur geringe physische Risiken bestehen. Trotzdem sind wir auf die Auswirkungen physischer Risiken, beispielsweise durch Veränderungen in den Niederschlagsmustern und extreme Variabilität der Wettermuster, vorbereitet. Denn Beispiele wie der Sturm Friederike im Jahr 2018 oder die Flutkatastrophe im Juli 2021 zeigen, dass lokale Schäden an unserer Telekommunikationsnetzinfrastruktur als Folge von Extremwetterereignissen bereits heute möglich sind. Unser Risikomanagement stützt sich daher auf mehrere Säulen: Wir bauen die Telekommunikationsnetze der Deutschen Telekom flexibel auf. Beispielsweise vermeiden wir durch Ringstrukturen, dass der Ausfall einer einzelnen Netzkomponente Auswirkungen auf die für unsere Kund*innen erbrachten Dienstleistungen hat. Für die meisten kritischen Standorte stellen wir eine unterbrechungsfreie Stromversorgung über mobile und feste Dieselgeneratoren und Batterien sicher. Dies hilft in der Regel für einige Stunden, falls es zu Stromausfällen kommt. Unser Krisenmanagement hilft zudem bei der zügigen Wiederherstellung im Falle von Unterbrechungen. Versicherungen decken die Risiken von Schäden an Gebäuden und an der Netzinfrastruktur der Deutschen Telekom ab. Weitere Informationen finden Sie im Kapitel „Unser Umgang mit Klimarisiken“ sowie „Risiko- und Chancenmanagement“.

Im Jahr 2022 haben wir die wesentlichen Chancen und Risiken aus den oben abgebildeten verschiedenen Klimaszenarien weiter analysiert. Derzeit arbeiten wir an einer internationalen Ausweitung der Analyse und sind dazu im Gespräch mit T-Mobile US und der OTE Group, unsere größten Landesgesellschaften.

Auch aus regulatorischer Perspektive ist die Weiterentwicklung unseres Risikomanagements gemäß den Anforderungen der TCFD von Bedeutung, insbesondere mit Blick auf die EU Taxonomie-Vorgaben. Die Kriterien des Umweltziels „Anpassung an den Klimawandel“ verlangen – wie auch TCFD –, dass sich Unternehmen mit physischen Klimarisiken auseinandersetzen und die Auswirkungen auf ihre Wirtschaftsaktivitäten kennen. Mit unserem TCFD-Prozess haben wir somit zugleich den Grundstein für die Klimarisikoanalyse gelegt, die für die Erfüllung der Taxonomie-Kriterien erforderlich ist. Nähere Informationen zur Durchführung und den Ergebnissen der taxonomiekonformen Klimarisikoanalyse finden sich im Abschnitt „EU Taxonomie: Entsprechung“ sowie in der nichtfinanziellen Erklärung im Geschäftsbericht 2022.

Relevant für die Abdeckung folgender Nachhaltigkeitsstandards

 

Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD)

  • Die wichtigsten Kennzahlen zur Messung und zum Management klimabezogener Chancen und Risiken